Prozess in Hamburg: Kartenbetrug in 128 Fällen

25.02.2016

Betrug mit Karten lohnt sich nicht. Das spüren derzeit drei Betrüger aus Hamburg. Ihnen wird der Prozess gemacht – wegen Kartenbetruges in 128 Fällen. Interessante Details dazu sind im folgenden Artikel zu finden.

Prozess in Hamburg: Kartenbetrug in 128 Fällen

Das Hamburger Landgericht verhandelt derzeit einen umfangreichen Fall rund um Betrug mit gestohlenen Bank- und Sparkassenkarten. Angeklagt sind drei Männer im Alter von 22 bis 31 Jahren - Abdul-Hakim S., Jan-Hendrik He. und Marcel Hi. In 128 Fällen sollen sie mit gestohlenen Karten Geld verfügt haben. Der Plan der drei Männer war dabei so einfach wie effektiv. Erst als sie am 9. Juli letzten Jahres versuchten, ein 129. Mal fremde 1.000 Euro an einem Geldautomaten zu ziehen, schnappe die Polizei endlich zu.



Lange Planung, gezielte Umsetzung

Abdul-Hakim S. brachte die Grundlagen mit, um den verhandelten Betrug so effektiv begehen zu können. Er arbeitete jahrelang für die Deutsche Post AG als Fachkraft für den Briefverkehr. So lange, bis er seinen Job aufgrund einer Krankheit verlor. Nach langem Bezug von Hartz4 bot ihm sein Freund Hendrik He. an, für seine Firma als Subunternehmen der Deutschen Post AG zu arbeiten. Die beiden Männer waren fortan mit der Zustellung von Briefsendungen an die Verteilerkästen der Post beauftragt. 

„Da ich große Geldprobleme hatte, entwarfen wir während der Arbeit Pläne, wie wir an die EC-Karten und die dazugehörenden PIN-Nummern kommen könnten. Es war wie in einem Abenteuerfilm“, beschrieb Abdul-Hakim S. in seinem Geständnis vor dem Landgericht. Die Männer hätten schließlich in ihrer Ware gezielt nach zuzustellenden Kontokarten und deren PIN gesucht. „Wir wussten, dass die PIN-Nummern wenige Tage später in einem weiteren Brief an die Bankkunden geschickt werden.“, so der Angeklagte. An Kontokarten mit zugehöriger Geheimzahl zu gelangen, wäre dadurch eher unproblematisch gewesen. „Wenn mein Freund Jan-Hendrik die Post ausfuhr, saß ich hinten im Lieferwagen und habe die Briefe nach den Karten durchsucht.“

Dass sich in den SB-Zonen von Bank- und Sparkassenfilialen Kameras befinden, war den Angeklagten klar. Um nicht selbst auf Videos gesehen zu werden, nahmen sie deshalb die Dienste eines Dritten in Anspruch, der die gestohlenen Karten letztlich für sie einsetzte und Bargeld beschaffte. Es war der arbeitslose Marcel Hi. aus Jenfeld, den sie dafür anheuerten. „Wir wussten, dass er den Job gerne erledigen würde“, so Abdul-Hakim S. auf Nachfrage des Richters. Marcel Hi. Wäre ständig in Geldnot gewesen. 

Im Rahmen seines Geständnisses räumte Abdul-Hakim S. ein, dass sie versucht hätten, möglichst wenig frequentierte Bankfilialen zu nutzen. Denn für gewöhnlich ging Marcel Hi. vermummt in die Filialen, um auf den Kameras nicht erkannt zu werden. Und dabei sollte es möglichst wenig Publikum geben. Zudem hätten die drei Kriminellen versucht, ihren Betrug zu optimieren. So hoben sie im Regelfall mehrmals pro gestohlener Karte Geld ab. Damit der Betrug erst zu spät auffiel, geschah dies oftmals noch einmal kurz nach Mitternacht des Tages, an dem das erste Mal ein möglichst hoher Betrag verfügt wurde. Denn mit neuem Verfügungsdatum stand der an Automaten auszahlbare Maximalbetrag nochmals zur Verfügung. Auf diese Weise konnten die Betrüger meist 2.000 Euro je Karte stehlen. „Jan-Hendrik und ich, wir bekamen jeweils 40 Prozent von der Beute, Marcel den Rest.“, so Abdul-Hakim S. zur anschließenden Verteilung der gestohlenen Gelder.