Wenn Kevin, Finn, Chantal, Angelina, Justin, Mandy und Mustafa keinen Kredit oder Kauf auf Rechnung bekommen

21.06.2016

Im letzten Beitrag erläuterten wir zwei Bonitätsermittlungsverfahren von Auskunfteien: den Geo-Score – Bonitätsermittlung Anhand der Kaufkraft und Finanzsituation der Nachbarschaft und den Social-Score – Bonitätsermittlung anhand des Surf-Verhaltens eines Verbrauchers und dessen Kommentare in sozialen Netzwerken. Wer denkt, dass diese beiden Ermittlungsarten schon diskriminierend sind, wird nun leider seinen Meister finden, denn manche Auskunfteien ermitteln die Bonität eines Verbrauchers auch am Vornamen!

Wenn Kevin, Finn, Chantal, Angelina, Justin, Mandy und Mustafa keinen Kredit oder Kauf auf Rechnung bekommen

Interessenten der Deutschland-Kreditkarte können hingegen beruhigt sein, da im Zuge ihres Onlineantrags lediglich eine Bonitätsabfrage bei der Schufa gestellt wird. Die Schufa teilt in einer Eigenerklärung mit, dass sie komplett auf Social-Scoring verzichtet und Geo-Scoring nur in Ausnahmesituationen betreibt (0,3%).

Nebst der Schufa gibt es allerdings noch viele weitere Auskunfteien, die auch diese grenzwertigen Bonitätsermittlungsmethoden anwenden oder sogar schwerpunktmäßig Geo-Scoring betreiben, da diese Bonitätsermittlungsart gerade bei Onlineversandhäusern teilweise sehr beliebt ist.

Spätestens seit einer umfangreichen Schulstudie aus dem Jahre 2009 wird allerdings auch ein Fokus auf den Vornamen gelegt. Diese Studie stellte fest, dass zum Beispiel ein Alexander, Maximilian, Lukas oder Sophie freundlicher und erfolgreicher sind, während Kevin, Chantal, Angelina, Justin oder Mandy eher ungebildet und verhaltensauffällig sind. Aus Studien wie jenen leitet sich ein gewisses Muster ab, wonach bildungsferne Schichten sich weniger an der Oberschicht orientieren, sondern bei der Namenswahl an Film- & Musikstars sowie Modenamen orientieren.

In höheren Schichten feiern derzeit alte, deutsche Namen wieder ihr Comeback, so wurden in diesen in den letzten Jahren die Namen Heinrich, Friedrich, Wilhelm oder Carl besonders gerne vergeben. Somit besteht zumindest statistisch eine Wahrscheinlichkeit, dass dies auch Vornamen aus heutigen bildungsfernen Schichten zuteil wird und diese Namen eines Tages rehabilitiert werden.

Einige Auskunfteien machen sich dieses Wissen zu eigen und orientieren sich bei ungenügender Datenmenge zum Zahlungsverhalten eines Verbrauchers auch an dessen Wohnumfeld, Surfverhalten und leider auch am Vornamen.

Fazit: Steht bei einer jungen Familie Kinderglück an, sollte diese auch bei der Namenswahl gut überlegen, welchen Namen sie ihrem größten Schatz für seinen Besuch auf unserem Erdenrund vergibt, um ihm keine Steine in den Lebensweg zu legen, solange von politischer Seite dieser Praxis kein Riegel vorgeschoben wird.

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© Radu Razvan Gheorghe | Dreamstime Stock Photos