Verbraucherschutz warnt vor Kreditkarten für Minderjährige

18.04.2016

Nicht nur für Erwachsene, sondern auch speziell für Kinder und Jugendliche werden verschiedene Kreditkarten angeboten. Grundsätzlich handelt es sich um ein gutes Mittel, um den Umgang mit dem eigenen Geld zu erlernen. Allerdings warnt der Verbraucherschutz aktuell vor den damit verbundenen Gefahren. Was Eltern wissen und beachten sollten, erläutern wir im folgenden Artikel.

Verbraucherschutz warnt vor Kreditkarten für Minderjährige

Wer hätte noch vor 20 Jahren gedacht, dass die Kreditkarte auch hierzulande einmal so wichtig werden würde? Doch Tatsache ist, dass eine solche Karte bereits jetzt für viele Zahlungen unabdingbar geworden ist. So können zum Beispiel Flüge oder Mietwagen fast ausschließlich mit der kleinen Plastikkarte erworben werden. Und was die Zukunft betrifft, sieht es noch deutlicher aus: die meisten der modernen Bezahlungen – zum Beispiel das sogenannte kontaktlose Bezahlen – setzen eine Kreditkarte voraus.

Kein Wunder also, dass die Ausstellung einer Kreditkarte schon für Minderjährige naheliegt. Schließlich sollen sich auch Kinder und Jugendliche rechtzeitig mit neuen Bezahlwegen vertraut machen. Der Verbraucherschutz jedoch ist nicht allzu begeistert von vielen der speziell auf Minderjährige zugeschnittenen Kreditkartenangebote und mahnt deshalb zur Vorsicht. 

Kritische Überprüfung

Christian Urban, Geldexperte bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, hat beispielhaft ein Angebot vorgestellt, anhand dessen er auf die möglichen Gefahren von Kreditkarten für Kinder und Jugendliche hinweist. Bei diesem Angebot wird die Kreditkarte als „ideal als Taschengeldkonto“ beworben. Kostenpflichtige Einträge findet man im Preis-Leistungsverzeichnis der Kreditkarte kaum. Lediglich eine Einmalzahlung in Höhe von fast 90 Euro ist Voraussetzung für die Kartenausstellung. Jahresgebühren existieren nicht.

Beim genaueren Hinsehen, so Urban, fallen jedoch diverse Kostenpunkte auf, die keineswegs zu vernachlässigen sind. So wird in aller Regel bereits bei der ersten Einzahlung eine Gebühr fällig, da entsprechende Überweisungen häufig nicht kostenfrei sind. Verfügungen von Bargeld mit diesem Kreditkarten-Beispiel kosten pauschal 5 Euro. Werden Ausgaben in Fremdwährungen getätigt, berechnet der Anbieter zudem ganze 2,75 Prozent des Umsatzes als Gebühr.

Nicht zuletzt fällt für die Karte ab dem vierten Jahr eine Nutzungsgebühr von immerhin 30 Euro an. Urban weist darauf hin, dass der Anbieter im Kleingedruckten keineswegs ausschließt, dass das Kartenkonto seiner Kreditkarte auch ins Minus rutschen kann. Zum Beispiel dann, wenn (selten gewordene) Offline-Zahlungen getätigt werden. Dies bedeutet, dass sich minderjährige Kartennutzer damit durchaus verschulden können – wenn auch nicht allzu leicht.

Aufklärung ist wichtig

Dieses Angebot ist nur ein Beispiel. Derzeit existieren ganz verschiedene Kreditkarten für Minderjährige, die unterschiedliche kleine und große „Haken“ mit sich bringen. Fakt ist, dass Kreditkarten für Kinder und Jugendliche grundsätzlich nicht verkehrt sind. Eltern sollten sich jedoch darüber im Klaren sein, dass die Karten Geld kosten und Gefahren mit sich bringen. Denn auch eine Prepaid-Kreditkarte schützt nicht vor übermäßigem Konsum. Auch die Berliner Initiative „bricklebrit – Eltern, Kind, Geld“ meint dazu, dass Kreditkarten an sich nichts Schlechtes sind. „Wenn Eltern sie erlauben, sollten sie aber mit den Kindern intensiv darüber reden und sie bei ihren Einkäufen begleiten.“, so Kirstin Wulf von der Initiative. Auf diese Weise würden Kinder entsprechende Schlüsselkompetenzen entwickeln und lernen, selbst Prioritäten zu setzen. Und dazu zähle eben auch, finanzielle Wünsche aufschieben zu können.

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