6 Billionen auf der hohen Kante

30.01.2019

Der Stereotyp, dass die Deutschen sehr konservativ sind, gilt auch für ihren Umgang mit Geld. Die Deutschen lieben ihr Bargeld und sind im Vergleich mit Bürgern aus anderen Ländern auch nicht besonders risikobereit, wenn es um Anlagen geht. Trotz all dieser Umstände ist es daher erstaunlich zu sehen, dass das Privatgeldvermögen hierzulande einen neuen Rekord erreicht hat.

6 Billionen auf der hohen Kante

Vermögend trotz Zinsflaute

Die anhaltende Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) ist für viele Verbraucher wirklich frustrierend. Jedenfalls für die, die sparen wollen. Die Nullzinspolitik bedeutet nämlich im Endeffekt, dass es auf das Ersparte auf der Bank keine Zinsen gibt. Hinzu kommt dann auch noch, dass durch die Inflation, Geld sogar an Wert verliert. Allerdings hat sie für andere Verbraucher auch wieder Vorteile. Jemand, der einen Kredit braucht, bekommt diesen zu meist sehr günstigen Konditionen, da es kaum Zinsen gibt, die zurückgezahlt werden müssen. Deshalb nutzen viele Haushalte diese Zinsflaute, um sich günstige Darlehen bei ihren Banken zu holen. Bei diesen Bedingungen ist es fast nicht zu glauben, dass es die Deutschen trotzdem geschafft haben ihr Geldvermögen zu vermehren. Die Privathaushalte konnten im vergangenen Jahr sogar einen neuen Rekord erreichen was ihr Vermögen betrifft.

Privathaushalte erreichen neuen Rekord

Das Geldvermögen der deutschen Privathaushalte stieg im dritten Quartal 2018 erstmals über die Marke von 6 Billionen Euro. Wie die Deutsche Bundesbank mitteilte erhöhte sich die Summe um 76 Milliarden Euro dem zweiten Quartal gegenüber. Bei 82,79 Millionen Einwohnern bedeutet der neue Wert, dass der Durchschnitts-Deutsche 73.076 Euro auf der hohen Kante haben müsste. Hierzulande wird vor allem auf Bargeld und Bankeinlagen gesetzt. Für die Deutschen ist es nämlich wichtig, dass sie schnell auf ihr Geld zugreifen können. Die Bundesbank berücksichtigt bei der Berechnung des Geldvermögens Bargeld, Bankeinlagen, Wertpapiere und Ansprüche an Versicherungen. Nicht berücksichtigt wird bei der Berechnung der Wert von Immobilien. Die Verteilung des Vermögens geht aus den Daten der Deutschen Bundesbank nicht hervor.

Risikoarme Anlagen sind am Beliebtesten

Auch Kursgewinne bei Aktien und bei Anteilen von Investmentfonds trugen zu dem Plus bei. Risikoarme Anlagen werden von den Anlegern generell bevorzugt. Tagesgeldkonten und Festgeldkonten sind bei den Sparern trotz allem sehr beliebt. Verglichen mit den Jahren nach der Finanzkrise war das Engagement an den Börsen im Jahr 2018 relativ hoch. Fast so beliebt wie Bankeinlagen oder Bargeld sind Lebensversicherungen und andere Vorsorgen fürs Alter. Hier erhöhten sich die Bestände zum Vorquartal um rund 17 Milliarden auf 2257 Milliarden Euro. Aktien sind bei den Deutschen allerdings nicht so beliebt. Die Aktienbestände und sonstigen Anteilsrechte stiegen im dritten Quartal 2018 zwar, sind aber im allgemeinen Durchschnitt nicht sonderlich beliebt bei Anlegern. Ähnlich sieht es aus bei den Investmentfonds. Diese stiegen von 586,3 Milliarden Euro auf 595,7 Milliarden Euro im dritten Quartal. Die Abneigung der Bundesbürger gegen Aktien und Co. findet sich auch in den Ergebnissen einer repräsentativen Umfrage des Deutschen Aktieninstituts (DAI) wieder. Von rund 2.000 Teilnehmern gaben zwei Drittel (65 Prozent) der Nicht-Aktienbesitzer an, dass sie Wertpapiere, wie Aktien, zu riskant finden. Von diesen 65 Prozent empfand jeder Zweite, dass Aktien auch zu kompliziert und umständlich sind.

Bildquellen:

Michaela Zimmermann / MZ-Datenservice