Die Abschaffung des Kleingeldes im europäischen Vergleich

18.05.2019

Während die Deutschen noch sehr auf ihr Bargeld vertrauen und daran festhalten möchten, bewegen sich andere europäische Länder eher davon weg. Vor allem das Münzgeld gerät immer mehr in Kritik, was zur Folge hat, dass einige europäische Länder es abschaffen möchten. Funktioniert eine solche Abschaffung aber überhaupt?

Die Abschaffung des Kleingeldes im europäischen Vergleich

Deutschland liebt sein Kleingeld

Bereits seit 2013 ist das Thema der Abschaffung der 1- und 2-Cent-Münzen immer wieder eine aufkommende Diskussion. Allerdings halten die Deutschen sehr an ihrem Bargeld, und somit auch an ihrem Münzgeld, fest. Dies macht die Entscheidung darüber, ob das kleine Münzgeld behalten werden soll oder nicht, sehr eindeutig. Der Wunsch der Kritiker nach der Abschaffung kommt aber nicht von ungefähr. Kleingeld hat einige Nachteile für Verbraucher und Wirtschaft. Für Deutschland steht die Abschaffung vermutlich derzeit erst einmal nicht zur Debatte, zu groß ist die Liebe zum Bargeld, aber in anderen europäischen Ländern gab es in den letzten Jahren eindeutige Entscheidungen rund um das Thema der Abschaffung der kleinen Münzen.

Großbritannien entscheidet sich gegen Abschaffung

In Großbritannien gab es schon einige Zeit die Diskussion, innerhalb der britischen Regierung, über die Abschaffung der Penny- und- Pence-Münzen. Die Regierung hat sich am Ende aber doch gegen die Abschaffung entschieden. Die Wirtschaft wehrte sich stark gegen den Vorschlag der Abschaffung der kleinen Münzen. Sie wollten sich nicht diktieren lassen, ob sie 99 Pence oder ein Pfund für ein Produkt verlangen können. Grund dafür ist zudem, dass obwohl heutige Technologien das Bankenwesen verändert haben und es so einfacher geworden ist Finanzgeschäfte durchzuführen, viele Menschen auf Bargeld angewiesen sind. Laut Schätzungen sind rund 2,2 Millionen Verbraucher in Großbritannien auf Bargeld angewiesen, da sie beispielsweise kein Bankkonto besitzen. Außerdem möchte die Regierung ihren Bürgern die Wahl lassen wie sie ihr Geld ausgeben. Es gab in Großbritannien auch die Diskussion über die 50-Pfund-Banknote, da sie oftmals zur Geldwäsche genutzt wird. Aber auch diese Banknote soll im Umlauf bleiben.

Andere Länder entscheiden sich für Abschaffung

Andere europäische Länder haben sich aber für die Abschaffung der kleinen Münzen entschieden. Zuletzt entschied sich Italien ab dem 1. Januar 2018 keine neuen 1- und 2- Cent-Münzen mehr zu prägen. Die Preise im Land wurden alle auf den nächsten 5-Cent-Betrag gerundet. Hintergrund der Abschaffung in Italien waren die hohen Kosten, die durch die stetige Produktion der Münzen entstehen. In Irland werden aus dem gleichen Grund seit Oktober 2018 alle Preise auf den nächsten 5-Cent-Betrag auf- und abgerundet. Italien und Irland sind aber bei weitem nicht die einzigen Länder, die keine kleinen Münzen mehr ausgeben. Aktuell werden in den Niederlanden, Ungarn, Schweden, Dänemark, Belgien und Finnland die kleinen Münzen nur noch in geringen Maßen produziert und die Preise entsprechend angepasst. Das Runden geschieht aber nur bei Barzahlungen. Bei der Zahlung mit der EC-Karte (ehemals Girokarte) oder Kreditkarte wird immer noch Centgenau abgerechnet. Finnland hat allerdings bereits bei der Einführung des Euros 2002 die kleinen Münzen nur in geringen Mengen herstellen lassen, da das Land keinen Sinn für den alltäglichen Bezahlvorgang bei den kleinen Münzen sah. In Finnland sind die 1- und 2-Cent-Münzen nur noch für Sammler interessant. Das Fazit all dieser Staaten ist, dass sie das Münzgeld nicht vermissen. Durch die Abschaffung konnten vor allem Bezahlvorgänge beschleunigt werden.

Bildquellen:

Michaela Zimmermann / MZ-Datenservice