Die Deutschen lieben ihr Girokonto

27.08.2020

Beim Thema Zahlungsmittel sind die Deutschen eher traditionell veranlagt. Das zeigt sich mit Blick auf Anlagen auf dem Girokonto nun besonders.

Die Deutschen lieben ihr Girokonto

Mehr als eine Billion Euro horten die Deutschen auf dem Girokonto – das geht aus einer Analyse des Fintechs Deposit Solutions hervor, welche der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vorliegt. Die Ergebnisse sind erstaunlich, denn Anlageberater raten seit Jahren von der Nutzung des Girokontos als Ort für die Geldanlage ab. Dennoch sind die Deutschen dem Girokonto weiterhin auch für die Geldanlage treu. Es zeigt sich ein ähnlich traditionelles Bild wie im Verhältnis zum Bargeld, das in Deutschland gegenüber Produkten wie der Deutschland-Kreditkarte oder anderen Kreditkarten ebenfalls eine deutlich wichtigere Rolle einnimmt als anderswo.

42 Prozent des Geldvolumens bleibt unverzinst

Dass die Deutschen mittlerweile mehr als eine Billion Euro auf Girokonto lagern, hat auch Folgen für die Geldvermehrung der Bevölkerung. Wie Deposit Solutions schätzt, führt das Parken des Geldes auf dem Girokonto dazu, dass ganze 42 Prozent des gesamten Geldvolumens in Deutschland ohne Zinsen bleiben. Fast die Hälfte der Gelder liegt demnach auf Girokonten und wird dort entweder nicht verzinst oder ist sogar seitens der Banken mit Strafzinsen versehen. Damit aber noch nicht genug, denn die Statistik rechnet etwa Tagesgeldkonten überhaupt nicht ein. Würde man diese hinzurechnen, läge wohl mehr als die Hälfte des Ersparten ohne Zinsen auf Giro- und Tagesgeldkonten. Eine Vermögensvermehrung für Privathaushalte ist so kaum möglich.

Doppelt so viel Geld auf Girokonten wie 2013

Dass die Deutschen immer häufiger auf das Girokonto als Geldanlage setzen, mag zwar überraschen, doch der Trend geht weiterhin in diese Richtung. Den sinkenden Zinsen zum Trotz – früher gab es auch auf dem Girokonto meist noch eine Verzinsung – landet immer mehr Geld auf Girokonten. Gegenüber dem Jahr 2013 hat sich das Geldvolumen auf Girokonten in Deutschland mehr als verdoppelt – in gerade einmal sieben Jahren. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass rechnerisch jeder Deutsche knapp 14.000 Euro auf dem Girokonto parkt. In fast allen Fällen gibt es entweder keine Zinsen oder sogar Negativzinsen.

Offenheit für andere Finanzprodukte wichtig

Es zeigt sich mit Blick auf das Sparverhalten der Deutschen erneut gut, dass die Verbraucher hierzulande eher konservativ sind, wenn es um andere Finanzprodukte als die bekannten geht. Das gilt für Karten wie die Deutschland-Kreditkarte ganz genauso für andere Anlageprodukte wie Aktien oder auch Fonds. Die Deutschen sind hier im Europavergleich besonders konservativ und setzen besonders häufig auf Giro- und Tagesgeldkonto zur Geldanlage. Es bleibt zu hoffen, dass sich dieser Trend mittelfristig wieder dreht, denn sofern alles bleibt wie bislang, schafft es kaum jemand, das eigene Vermögen zu vergrößern. 

Bildquellen:

Anatoliy Babiychuk | Dreamstime Stock Photos