Europa will eigenes Bezahlsystem vorantreiben

27.11.2021

Karten wie die Deutschland-Kreditkarte sind für Verbraucher ausgesprochen praktisch – doch die Marktmacht der Konzerne hinsichtlich der Transaktionsabwicklungen gilt als problematisch. Deshalb arbeiten mehrere europäische Banken an einer eigenen, zentralen Lösung für den europäischen Zahlungsmarkt.

Europa will eigenes Bezahlsystem vorantreiben

European Payments Initiative

Dass sich in Deutschland immer mehr Verbraucher dafür entscheiden, eine Kreditkarte zu beantragen und mit dieser zu bezahlen, ist nicht weiter überraschend. Doch dabei gibt es auch Schattenseiten, denn hinter Produkten mit eigenem Namen und deutscher Bank steht immer auch das Zahlungssystem von Konzernen wie Visa und Mastercard®. Diese gewinnen immer mehr an Marktmacht, was mittlerweile selbst die Europäische Zentralbank (EZB) auf den Plan gerufen hat.

US-Konzerne - Marktanteil bis 80 Prozent

Visa und Mastercard

Wie die EZB errechnete, werden in der Europäischen Union 60 bis 80 Prozent aller Kartentransaktionen von Visa und Mastercard® durchgeführt, die restlichen entfallen auf andere Systeme wie das der Girokarte. In Deutschland hat dieses Zahlungsnetzwerk noch immer die Nase vorn, obwohl Karten wie die Deutschland-Kreditkarte mehr Funktionalitäten bieten.

Hintergrund des großen Marktanteils der US-Konzerne in anderen Ländern dürfte sein, dass es teilweise gar keine oder nur sehr kleine nationale Zahlungssysteme gibt, wodurch der Markt noch stärker in den Händen von Visa, Mastercard® und mit Abstrichen auch American Express liegt.

Neue Initiative soll Marktmacht brechen

Aufgrund der stark wahrgenommenen Marktmacht der US-Konzerne und möglichen politischen Implikationen soll sich an der aktuellen Situation etwas ändern. Passieren soll das unter dem Stichwort der European Payment Initiative (EPI), die es nationalen Systemen ermöglichen soll, über die Grenzen hinweg erfolgreich zu werden.

EPI Umsetzung

Geplant ist, die verschiedenen Technologien von Zahlungssystem-Anbieter zusammenzuführen und damit ein europäisches Zahlungsnetzwerk zu schaffen. Denkbar wäre etwa, dass auf die Technologie der Girokarte aufgebaut und diese zu einem Zahlungsmittel wird, dass schon bald in ganz Europa problemlos für Zahlungen und Abhebungen genutzt werden kann.

Was genau steckt hinter EPI?

Derzeit arbeiten 31 europäische Banken aus sieben Ländern und zwei Drittanbieter an der Realisierung dieser Initiative (Stand: 11/2021). EPI soll dabei sowohl für Verbraucher als auch Händler als zentrale Lösung für Massen- sowie Einzelzahlungen (Peer-to-Peer) werden und Transaktionen in Euro und fremden Währungen abwickeln.

Die Initiative wird auf der Instant Payment Technologie basieren, welche mehrere Anwendungsfälle abdeckt, darunter auch Zahlungen an Familien und Freunde. 

Aktuell arbeiten alle Beteiligten noch als Projektgesellschaft (Interimsgesellschaft; EPI interim company S.E.) mit Sitz in Brüssel.

 

Bildquellen:

© ec.europa.eu