Herausforderung "Private Währung"

21.06.2018

Private Währungen, auch „Komplementärwährung“ genannt, gelten als Zahlungsmittel mit ergänzendem Charakter. Sie werden in der Neuzeit vor allem dann wieder relevant, wenn sich Gemeinschaften vor Veränderungen des Preisniveaus, wie Inflation und Deflation, fürchten und daher eine alternative Währung anstreben.

Herausforderung

Private Währungen

Im Laufe der Geschichte wurden Staaten immer wieder von privaten Währungen herausgefordert. Sei es in der römischen Antike, der frühen Neuzeit und auch im 20. Jahrhundert, zwischen der Großen Depression und dem zweiten Weltkrieg. Vor allem kam die Idee von alternativen Währungen immer dann auf, wenn es eine finanzielle Panik in der Bevölkerung gab. Als eine moderne Alternativwährung, zu Euro, US-Dollar und anderen offiziellen staatlichen Währungen, gilt derzeit der Bitcoin. Das attraktive an dem digitalen Zahlungsmittel ist, dass es unabhängig von jeglicher staatlicher Kontrolle fungiert. Die einzige Kontrolle, die es bei Bitcoin gibt, ist, dass es technisch festgelegt ist, dass es nie mehr als 21 Millionen Bitcoin geben wird. Als Bitcoin erstmals auf den Bildflächen erschien, erhofften sich viele, dass sie durch die Kryptowährung reich werden würden oder wenigstens vor einer potentiellen Inflation geschützt sind. Derzeit kostet ein Bitcoin rund 7.000 Euro. Es gibt neben Bitcoin aber noch viele weitere Kryptowährungen. Beispielsweise Ethereum, Litcoin oder auch IOTA. Das Konzept einer dezentralen Währung ist allerdings nichts Neues, eine ähnliche Währungsreform wurde vor rund 90 Jahren bereits ausprobiert.

Das Wunder von Wörgl

Das Wunder von Wörgl geschah im Frühjahr 1932 in einem kleinen Bergdorf in Österreich. Nachdem die Börse in New York 1929 zusammenbrach und etliche Arbeitnehmer ihre Arbeitsplätze verloren, kam die Weltwirtschaftskrise auch nach Mitteleuropa. Politisch sah es auch sehr düster aus. Die NSDAP hatte bei den letzten Wahlen knapp 20 Prozent in Österreich erhalten. In Wörgl hatten bereits die Zellulosefabrik und die Brauerei schließen müssen. Der damalige Bürgermeister Michael Unterguggenberger wollte sein Dorf vor der drohenden Deflation schützen. Er schaffte die staatliche Währung Schilling und Groschen ab und gab bekannt, dass Wörgl nun seine eigene Währung hat. Unterguggenberger machte sich das Prinzip der Schrumpfwährung zu Nutze. In Wörgl wurden Scheine verteilt, die ihren Wert verloren, wenn sie nicht ausgegeben wurden. Damit ein Schein nicht an Wert verliert, mussten Verbraucher spezielle Marken kaufen. Da aber niemand Geld ausgeben wollte, damit das Geld nicht an Wert verliert, waren die Verbraucher gezwungen das Geld auszugeben. So kam die Wirtschaft in Wörgl wieder ins Rollen. Der Bürgermeister wurde für seine Idee gelobt, obwohl er sich nur die Konsenspolitik zu Nutze machte. Obwohl das „Wunder von Wörgl“ für das kleine Dorf sehr gut funktionierte, hob die Österreichische Nationalbank Einspruch ein, da sie rechtlich die einzige Instanz ist, die Geld drucken lassen darf.

Was sind Inflation und Deflation?

Inflation und Deflation sind beides wirtschaftlich unerwünschte Veränderungen des Preisniveaus. Bei einer Inflation steigt das allgemeine Preisniveau stetig. Dabei verteuern sich Waren und Dienstleistungen kontinuierlich. Da für einen bestimmten Geldbetrag mit der Zeit immer weniger gekauft werden kann, wird hierbei von einer Geldentwertung oder einem Kaufkraftverlust gesprochen. Inflation kann verschiedene Ursachen haben. Sie entsteht beispielsweise, wenn Anbieter höhere Preise für ihre Waren und Dienstleistungen verlangen können, da die Nachfrage das Angebot übersteigt. Voraussetzung für eine Inflation ist, dass für die Nachfrage nach den Waren und Dienstleistungen auch eine ausreichende Menge an Geld vorhanden ist. Eine Deflation ist das Gegenteil der Inflation. Die Preise für Waren und Dienstleistungen gehen dabei dauerhaft zurück. Daher sinkt das Preisniveau. Das Geld selbst gewinnt bei der Deflation an Wert und seine Kaufkraft steigt. Vereinfacht bedeutet das, dass sich Verbraucher mehr kaufen können für weniger Geld. Eine Ursache für Deflation kann sein, dass Verbraucher weniger kaufen und Hersteller ihre Produktion zurückfahren müssen. Das bedeutet, dass die Preise für die Waren und Dienstleistungen sinken, da es mehr Angebot als Nachfrage gibt.

Bildquellen:

Michaela Zimmermann / MZ-Datenservice