Japan öffnet sich für Arbeitsmigranten

26.01.2019

Japan ist bekannt für seine traditionsreiche Kultur und strenge Arbeitsmoral. Teil dieser Kultur ist die allgemeine Homogenität in der Bevölkerung. Dies könnte sich mit der steigenden Überalterung der Bevölkerung aber schon bald langfristig ändern. Die japanische Regierung will mit einer neuen Reform sicherstellen, dass die Wirtschaft nicht unter der Überalterung leiden muss.

Japan öffnet sich für Arbeitsmigranten

Älteste Bevölkerung der Welt

In Japan liegt der Anteil der Senioren derzeit bei 28,1 Prozent. Die Regierung in Tokio teilte mit, dass 35,6 Millionen Einwohner 65 Jahre oder älter sind. Das macht Japan zu dem Land mit der weltweit ältesten Bevölkerung. Das auch mit großem Abstand zu Platz zwei und drei. Dahinter folgen Italien mit einem Senioren-Anteil von 23,3 Prozent und Portugal mit 21,9 Prozent. Zudem stieg der Anteil der Menschen ab 70 Jahren erstmals über 20 Prozent und liegt nun bei 20,7 Prozent. Diese Zahlen bestätigen, dass die Generation der sogenannten „Babyboomer“ langsam in die Jahre kommt. Japan hält damit zwar den Rekord als Land mit der ältesten Bevölkerung, nur bringt das dem Land nicht viel. Die Politiker sehen die fortschreitende Überalterung der Gesellschaft nämlich als wahre Herausforderung. Sie müssen im Zuge dieser Überalterung und des damit sinkenden Anteils an arbeitsfähigen Einwohnern, die wachsende Zahl der Rentner weiterhin versorgen. Die Erwerbsbevölkerung des Landes wird in den nächsten 20 Jahren um 20 Prozent zurückgehen. Für die Wirtschaft könnte das zu einem echten Problem werden, sollte sich die Regierung nicht langfristig um mehr Erwerbsfähige bemühen.

Land öffnet sich für Arbeitsmigranten

Als Konsequenz der Überalterung öffnet Japan seine Türen für ausländische Arbeitsmigranten. Ab dem kommenden April soll es ein neues Visumsystem geben und somit mehrere hunderttausend Gastarbeiter ins Land geholt werden. Das japanische Parlament stellte sich mit dieser Entscheidung klar gegen den Widerstand der rechtskonservativen Opposition. Diese versuchte nämlich das Gesetz zu verhindern. Sie verwiesen darauf, dass die Arbeits- und Lebensbedingungen für die Gastarbeiter zu unklar seien. Das traditionsbewusste Land ist bekannt und stolz auf seine Homogenität. Das wird sich mit der neuen Reform allerdings stückweise ändern. Diese sieht für die Gastarbeiter zwei Visa-Typen vor. Es gibt zum einen ein Visum für die sogenannten „Trainees“, diese leben bereits als Gastarbeiter in Japan. Sie kamen mit einem Gastarbeiterprogramm für Ausländer aus Schwellenländern ins Land. Das Visum erlaubt ihnen ihre Aufenthaltsdauer um weitere fünf Jahre zu verlängern. Sie dürfen allerdings nicht ihre Familie mitbringen. Das andere Visum gilt für Ausländer, die über einen Hochschulabschluss, langjährige Arbeitserfahrung oder Spezialkenntnisse verfügen. Nur diese Gastarbeiter haben die Chance auf eine langfristige Arbeitsbewilligung und dürfen auch ihre Familie mit ins Land bringen.

Die Zahlen sprechen für sich

Nach Schätzungen der Regierung zufolge, werden rund 47.000 Ausländer von der Visa-Reform profitieren können. In den nächsten fünf Jahren sollen es rund 345.000 Gastarbeiter werden, die neu in das Land kommen. Für den Anfang sehen diese Zahlen zwar relativ hoch aus, aber das Land braucht einige mehr. Um den Wegfall der Babyboomer ausgleichen zu können, werden eine Million Gastarbeiter benötigt. Von den 14 Branchen, die von der kommenden Reform profitieren sollen, muss vor allem der Groß- und Einzelhandelssektor mit den Gastarbeitern ausgestattet werden. Diese müssen nämlich mit dem stärksten Minus aller Branchen rechnen, wenn die Generation der Babyboomer nach und nach arbeitsunfähig wird. Hier werden bis 2040 rund 2,87 Millionen Arbeitskräfte wegfallen.

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