Kommt die Bargeldabschaffung oder ist eben doch nur Bares Wahres?

07.01.2016

Vorreiter dieser Vision in Europa ist sicherlich Schweden. Dort gibt es Banken, die kein Bargeld auszahlen oder annehmen, selbst der Bäcker oder Kiosk um die Ecke nehmen selbst für Kleinstbeträge teilweise nur noch digitales Geld. Die Hauptargumente der Befürworter lauten: geringere Kosten, weniger Kriminalität und eine bessere Wirkung auf die Geldpolitik. Aber wo steht Deutschland bei dieser Debatte?

Kommt die Bargeldabschaffung oder ist eben doch nur Bares Wahres?

Wenn man die Deutschen fragen würde, dann würden die meisten nur ungern auf das Bargeld verzichten wollen. Schließlich bezahlten diese im Jahr 2014 in drei von fünf Fällen in bar und die Umsätze im Einzelhandel werden zu 53 Prozent ebenfalls in bar abgewickelt (lt. Bundesbank). Dies liegt mitunter daran, das Barzahler das Gefühl haben, ihre Ausgaben besser überblicken zu können und natürlich kann Bargeld schlechter nachvollzogen werden (hierbei geht es nicht nur um kriminelle Machenschaften).

Auch Europas Notenbanken haben Banknoten im Wert von mehr als einer Billion Euro herausgegeben, doch nur 15 Prozent davon werden reell genutzt, der Rest wird gebunkert.

Die Deutschen können sich auch nur schwerlich vorstellen Spendendosen, Klingelbeuteln oder dem Obdachlosen kein Bargeld zu geben, sondern stattdessen den Organisationen und Personen Geld zu überweisen. Auch Kindern kann man das Rechnen mit Bargeld besser beibringen, als anhand ihrer Kontoauszüge.

Dafür ist natürlich die Überwachung bei Onlinezahlungen einfacher, das heißt Schwarzarbeit, Hehlerei oder Drogengeschäfte könnten eingedämmt werden. Allerdings gibt es auch hier Möglichkeiten sich dem zu entziehen, wie durch Internetwährungen oder Tauschhandel. Auch die Geldpolitik funktioniert besser ohne Bargeld, hier kann die Zentralbank etwa die Zinsen steuern und der Bund wüsste genau wo und wie viel Geld vorhanden ist. Zudem muss Papier- und Münzgeld gedruckt beziehungsweise geprägt werden, was wieder Geld kostet und es ist auch nachgewiesen, dass sich potenziell gesundheitsschädliche Bakterien auf diesen befinden.

Also was passiert mit dem Bargeld in Deutschland? Die Deutsche Bundesbank lehnt offiziell die Bargeldabschaffung ab. Dies sagte Herr Carl-Ludwig Thiele (Vorstandsmitglied) zum Thema: „Zum einen schützen Barzahlungen die Privatsphäre der Bevölkerung. Dass davon auch weniger rechtschaffene Personen profitieren, ist kein Grund, die ehrlichen Bürgerinnen und Bürger immer gläserner werden zu lassen. Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung und Achtung des Privatlebens ist ein hohes Gut, welches nicht aufgeweicht oder preisgegeben werden sollte. „Bargeld ist geprägte Freiheit“ – dieses abgewandelte Dostojewski-Zitat hat nichts von seiner Gültigkeit eingebüßt. Als Bundesbank vertreten wir die Auffassung, dass wir den Bürgerinnen und Bürgern keine Vorschriften bei der Wahl ihrer Zahlungsinstrumente machen möchten.“

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