Mikrochips: Der menschliche Körper als Passwort

15.06.2018

Die Digitalisierung macht scheinbar vor nichts Halt. Selbst der menschliche Körper kommt um die neuen Technologien und Innovationen nicht herum. Mikrochips, die in die Haut implantiert werden sind derzeitig auf dem Vormarsch. Doch wozu genau sind diese Implantate überhaupt zu gebrauchen?

Mikrochips: Der menschliche Körper als Passwort

Mikrochip statt Fahrkarte

In Schweden ist es nichts Ungewöhnliches, anstatt einer Fahrkarte, einfach die eigene Hand hinzuhalten. Rund 3.000 Schweden nutzen Mikrochips, die in ihre Haut implantiert wurden, um ihre Personalausweise, Schlüsselkarten oder auch Zugtickets nicht mit sich herumtragen zu müssen. Die Mikrochips ersetzen viele alltägliche Gegenstände. Auch die Visitenkarten, Mitarbeiterausweise, Ehegelübde oder medizinische Notfallinformationen können auf den kleinen Implantaten gespeichert werden. Die staatliche schwedische Zuglinie SJ hat bereits letztes Jahr damit begonnen, die Hände von Passagieren mit biometrischen Chips zu scannen. So wird die herkömmliche Fahrkarte ersetzt. In Schweden ist es üblich, dass die Bürger ihre persönlichen Daten preisgeben. Das Sozialsystem des Landes zeichnet diese ohnehin auf. Die Daten eines jeden sind stets einsehbar. Das ermöglicht es den Leuten sogar, die Gehälter ihrer Mitbürger herauszufinden. Aus technologischer Sicht gibt es keinen Grund warum die Chips nicht auch als Kreditkarten genutzt werden sollten. Bisher hat sich nur noch niemand damit beschäftigt und es in die Tat umgesetzt.

Biohacking

Unter dem Begriff „Biohacking“ wird jeder fremde Einfluss auf den Körper durch implantierte Technologie bezeichnet. Das Implantieren des Mikrochips an sich ist ein sehr simpler Prozess. Vergleichbar ist der Implantier-Vorgang mit dem Stechen eines Piercings. Der Chip wird nur unter die Haut gespritzt. Die meisten spüren dabei nur einen kleinen Stich. Wie bei Piercings auch, gibt es aber auch beim Biohacking gesundheitliche Gefahren. Es können leicht Infektionen auftreten oder der Körper stößt den Fremdkörper sogar ab. Besonders viele Implantate wurden vor vier Jahren durch eine schwedische Firma implantiert. Die Biohacking-Gruppe „Bionyfiken“ veranstaltete sogenannte „Implant Partys“ in Ländern wie den USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Mexiko. Der Gründer von Bionyfiken war schon 2015 der Meinung, dass der menschliche Körper die nächste große Plattform wird. Des Weiteren denkt er, dass all die Geräte, die die Menschen heute noch mit sich herumtragen, spätestens 2025 im Körper implantiert sein könnten. Menschen, die sich die Mikrochips implantieren lassen, versprechen sich von ihnen vor allem Sicherheit und ein unkomplizierteres Leben.

Die Digitalisierung des Menschen

Obwohl die Mikrochip-Implantate schon einiges können, gibt es auch Dinge, die sie nicht können und vorerst auch nicht können sollen. Die Implantate können keine Schritte zählen oder die Qualität des Schlafes überwachen. Die Sensoren der Mikrochips bräuchten dafür eine aktive Stromversorgung. Dazu müssten in den menschlichen Körper zusätzlich Batterien implantiert werden und das ist ein technisch sehr anspruchsvolles Vorhaben und aus gesundheitlicher Sicht alles andere als ratsam. Andere Dinge sind aber bereits für die kleinen Chips geplant und auch eher durchführbar. In Zukunft sollen auf den Mikrochips auch Passwörter für jegliche Plattformen gespeichert werden können. Der Körper wird somit zu einem Passwort und dient der gesamten Identifikation des Menschen online sowie offline. Auch sollen herkömmliche Portemonnaies und Smartphones bald der Vergangenheit angehören. Die Digitalisierung auch auf den menschlichen Körper zu beziehen, kann ein riskantes Vorhaben sein. Ein Blick in die Vorstellungen jener, die sich die komplette Digitalisierung des Menschen wünschen, lässt Hollywood-gleiche Szenarien lebendig werden. Diese Menschen stellen sich eine Zukunft vor, in der Implantate am Kortex des Gehirns angeschlossen sind, um somit die Gehirnleistung des Menschen zu steigern. So könnte sich das menschliche Gehirn direkt mit dem Internet verbinden und auch Nachrichten oder Gedanken an andere versenden. Was sich für die meisten nach einem Spielfilm zur besten Sendezeit anhört, halten andere für die realisierbare Zukunft. Ob diese Zukunft auch genau so eintreten wird, kann nur abgewartet werden.

Bildquellen:

Michaela Zimmermann / MZ-Datenservice