Strafzinsen durch die EZB - was bedeutet dies eigentlich genau?

23.03.2016

Wenn man Geld zu einer Bank bringt, erhält man eigentlich Geld in Form von Zinsen, zum Beispiel auf sein Tagesgeldkonto. Beim Strafzins verhält es sich umgedreht, hierbei müssen Geschäftsbanken Geld in Form von Strafzinsen zahlen, wenn sie dieses auf einem EZB-Konto deponieren. Erste Banken in Deutschland haben ebenfalls bereits begonnen für große und mittelständige Unternehmen Gebühren für deren Einlagen zu erheben.

Strafzinsen durch die EZB - was bedeutet dies eigentlich genau?

Warum wurde der Leitzins auf 0% gesenkt und die Strafzinsen für Einlagen von 0,3% auf 0,4% angehoben?

Ziel der EZB ist es durch die Senkung die Konjunktur anzukurbeln und die Kreditvergabe und Investitionsanreize für die Wirtschaft zu erhöhen, um dadurch die Insolvenzrate bei rund 2% Stabil zu halten.

Welche Auswirkung hat die Senkung auf den Finanz- & Wirtschaftssektor?

Durch die vergünstigte Kreditvergabe und die Investitionsanreize soll die Wirtschaft expandieren. Hierdurch kann erwartet werden, dass die Renditen auf die Risikoanlage bei Aktien steigen werden. Ferner wird eine Anlageverlegung von sicheren Anlageprodukten zu Aktien erwartet.
Ein weiterer Nebeneffekt wäre die Reduktion der Erwerbslosigkeit durch das angestrebte Wirtschaftswachstum.

Welche Nachteile hat die Zinspolitik?

Bereits im vergangenen Jahr war es durch die niedrige Zinspolitik so, dass Sparer nur minimale Zinserträge für klassische Geldanlagen aus Tages- & Festgeldkonten erhielten und durch die Inflationsrate bilanziell mit einem Minus für ihre Anlage herausgingen. Durch die weitere Absenkung wird dieses Minus nun größer werden.

Aber auch die großen Versicherer haben ihre Probleme, da sie auf ihre kapitalbildenden Produkte so gut wie keine Garantiezinsen gewähren können. In jüngster Vergangenheit ließen einige namhafte große Versicherer gar öffentlich verkünden, dass die klassische Lebensversicherung kein rentables Modell mehr für eine Anlage ist. Künftig wird es im Bereich der Lebensversicherung verstärkt Modelle geben ohne Garantiezins, dafür mit höherer Überschussbeteiligung und stärkerer Fokussierung auf Aktienpakete anstelle sicherer Anlageoptionen.

Kritik von deutschen Banken und den USA

Der Präsident des Sparkassenverbandes Georg Fahrenschon kritisierte jüngst die Entscheidung der EZB mit den Worten, dass dieser Schritt hin zu einer sorglosen Risikopolitik führe und Schuldner gegenüber ihren Gläubigern belohnt.
Auch der republikanische US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump hat die Zinssenkung der EZB scharf kritisiert. Trump befürchtet, dass durch die eingeleitete Zinsenkung der EZB amerikanische Arbeitsplätze gefährdet werden, vor allem da die US-Notenbank erst vor Kurzem das Ende der Niedrigzinspolitik einleitete und nach Jahren erstmals ihren Leitzins wieder anhob.

Bildquellen:

Michaela Zimmermann / MZ-Datenservice