Was bedeutet das Visa-Aus bei Amazon?

26.11.2021

Kann man mit einer Deutschland-Kreditkarte bald nicht mehr bei Amazon bezahlen? Entsprechende Sorgen dürften sich als unberechtigt erweisen. 

Wenn zwei sich streiten, freut sich nicht immer ein Dritter. Das zeigt sich am aktuellen Konflikt zwischen Amazon und Visa, denn Verbraucherschützer in Großbritannien laufen Sturm und sehen allem voran Nachteile für Kunden – die Dritten im Bunde. Doch was ist eigentlich passiert?

Was bedeutet das Visa-Aus bei Amazon?

Betrifft der Amazon-Visa-Konflikt auch Deutschland?

Die kurze Antwort auf diese Frage lautet ganz klar: Nein. Denn die Hintergründe sind andere. Durch das Ausscheiden von Großbritannien aus der Europäischen Union hat sich die Rechtslage grundlegend verändert, was insbesondere bei Gebühren für Zahlungsmittel zu spüren war. In der Europäischen Union gilt eine Begrenzung der sogenannten Interchange-Gebühr. In Großbritannien ist die Deckelung dagegen mit dem Brexit weggefallen, womit die Abwicklung von Zahlungen für viele Händler deutlich teurer geworden ist. Laut Medienberichten haben Visa und Mastercard® die Gebühren im Schnitt von 0,3 auf 1,5 Prozent erhöht – also knapp verfünffacht. Zwar waren die Gebühren auch vor der EU-Regulierung ähnlich hoch oder sogar noch höher, doch dennoch dürfte die erneute Erhöhung für viele Händler schmerzhaft gewesen sein.

Warum droht in Deutschland nicht Ähnliches?

Warum Amazon nun gerade die Kreditkarten von Visa herausgeschmissen hat, während Visa-Debitkarten und auch Kreditkarten von Mastercard® oder American Express weiter akzeptiert werden, bleibt zwar nebulös. Dennoch muss man sich in Deutschland absolut keine Sorgen machen, dass Ähnliches passiert. Mit der Deutschland-Kreditkarte beispielsweise kann man auch weiterhin problemlos bei Amazon bestellen (wohlgemerkt sogar bei Amazon in Großbritannien). Hintergrund, dass eine ähnliche Restriktion nicht droht, liegt schon in den Gebühren. Durch die Deckelung auf maximal 0,3 Prozent ist die Akzeptanz für Amazon nicht allzu teuer, sodass es keinen Grund gibt, einem Konzern wie Visa durch einen so gravierenden Schritt Druck zu machen.

Wieso wagt sich nur Amazon nach vorne?

Gleichzeitig stellt sich natürlich die Frage, warum gerade Amazon die Karten von Visa verbannt – immerhin müssen viele Händler in Großbritannien nun die hohen Gebühren bezahlen. Doch Amazon sieht sich scheinbar in einer deutlich gewichtigeren Position. Wenngleich der Wegfall der Amazon-Zahlungen für Visa nicht allzu schmerzhaft sein dürfte, kann Amazon den Kampf mit dem Kreditkartenriesen durchaus wagen.

Dass die Amerikaner nicht gerade zimperlich sind, zeigt auch ein anderes Beispiel: Trotz der großen Beliebtheit des Dienstes, können Verbraucher bei Amazon seit jeher nicht mit PayPal bezahlen. Amazon vermarktet lieber seine eigenen Zahlungsmöglichkeiten. 

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